Klippentänzer 2013-09-18

Das grauenhafte Geräusch von reissendem Stoff und zersplitterndem Holz machte schlagartig alle Hoffnung der Magierin Merle zunichte, dass sie aus dieser Sache heil herauskommen würde. Hektisch kletterte sie zur Steuerkanzel des Luftschiffes, dass schon bedrohlich zu schlingern begonnen hatte. Da wo einst der Pilotensessel mitsamt Pilot gestanden hatte, klaffte nur noch ein gähnendes Loch in der Verkleidung des Schiffes und die herunterhängenden Seile der Steuerung liessen nichts Gutes erahnen! Verzweifelt versuchte sie sich zu erinnern was der alte Mann ihr über die Bedienung des Luftschiffes gesagt hatte und sie bereute es jetzt, dass sie damals nur mit halben Ohr zugehört hatte. Ihr Begleiter Firion wollte gerade auch ins Cockpit klettern um sie zu unterstützen, als sich grausige, glühende Fangarme durch die Wände der Passagierkabine drängten und ihn mit eisernem Blick umfassten. Blitzschnell reagierend webte Merle einen Zauberspruch der Schmierung um den Fangarmen den Halt zu nehmen und so ihren Begleiter zu befreien. Doch es schien nichts zu nützen! Die Fangarme zerrten und schleuderten so lange in dem kleinen Luftschiff herum, bis die Kabine schliesslich nachgab und sie Firion mit sich davonreissen konnten. Dieser letzte Schlag war zuviel für die Schwebehülle des Luftschiffes. Die magische verstärkte Aussenhaut gab nach und das Luftschiff verlor rapide an Höhe. Verzweifelt verstärkte Merle den Druck auf die Schwebevorrichtung, dessen Belastungsgrenze allerdings bald erreicht war, weil diese Geräte eigentlich nur für die Steuerung des Schiffes da sind und nicht dazu, dass Schiff in der Luft zu halten! Rotglühend entzündeten sie sich und Merle stürzte, einen Flammenschweif hinter sich herziehend, auf athélianischem Grund ab.

Der Mönch Sahid und die Druidin Tinuviel retteten die bewusstlose Merle schliesslich aus dem brennenden Wrack und Tinuviels Heilkräfte sorgten dafür, dass sie schon bald wieder zu Kräften kam. Tinuviels rituelle Suche nach ihrem Schicksal schien ein Ende zu haben, da eine Vision ihr von einer brennenden Frau, die vom Himmel fällt, berichtet hatte und diese Prophezeiung sich nun zu erfüllen schien. Doch der Mönch war skeptisch und in der Tat begann die Magierin schon bald mit einem seltsamen Ritual, ausgestattet mir zwei alten Schriftrollen, die sie im Luftschiff gefunden hatte und noch blind vom Schmerz über den Verlust ihres Gefährten und den Verrat ihrer Schwester. Ein Drache sollte ihre Schwester und alle ihre Helfer eine Lektion erteilen, die sie nicht so schnell vergessen würden! So webte sie einen Schutzkreis, sprach die magischen Formeln zur Herbeirufung eines mächtigen Verbündeten. Zu ihrem Erstaunen klappte das sogar! Ein riesiger silberner Drache, zehnmal so gross wie sie selbst, flog mit schnellen Schwingen daher und landete direkt vor der überraschten Gruppe.

Aio, so hiess der Drache wie sie später erfahren sollten, war beeindruckt von Merles Fähigkeiten einen derart schwierigen Zauberspruch zu sprechen, auch wenn er ihr bald klarmachte, dass ihr lächerlicher Schutzkreis nicht einmal im Ansatz genügte um ein Wesen seiner Macht aufzuhalten. Er sollte eine Aufgabe für sie erledigen, doch daraus wurde nichts, den der Drache sah vielmehr sie in der Pflicht, ihre Anmassung wieder gut zu machen, die sie mit seiner Herbeirufung begangen hatte. Er wird sie beobachten und beizeiten entscheiden, wie unterhaltsam sie ist. Tinuviel und Sahid waren alles andere als erfreut über diese leichtsinnige Aktion Merles und stellten sie zur Rede. Nach einigen Ausflüchten erzählte sie den Beiden von ihren Problemen mit der Zwillingsschwester und ihrer Flucht aus Veria Talis. Sie stellte Beide vor die Wahl, ob sie nicht lieber doch alleine weiterreisen wollten, doch Beide entschieden sich zusammen zu bleiben und erstmal nach Tjàra aufzubrechen.

Nach einigen Stunden Fussmarsch erreichte die Gruppe Wildenstein, eine kleine Siedlung an der Kreuzung der Wege nach Tjàra und Vektra. Müde kehrten sie im Gasthaus "Zur Kreuzung" ein und Merle wurden vom grosszügigen Wirt erstmal zwei Gläser starker Kokosschnaps offeriert, da sie doch noch etwas zerzaust und angeknackst aussah. Der Wirt war hocherfreut über die neuen Gäste, da doch normalerweise zur Zeit des grossen Regens kaum je Reisende die Strasse nach Tjàra unter die Füsse nahmen. Seine Offerte doch etwas länger zu bleiben, bis der schlimmste Regen vorbei war, schlugen sie aus, da wenig Gesellschaft auf ihrem Weg im Moment nur nützlich sein konnte. Mit einer Schüssel dampfenden Eintopfs beendeten sie den heutigen Tag und ihre Augen erblickt weit in der Ferne schon die ersten dunklen Wolken, die den Anfang des grossen Regens ankündigten. Wo auch immer es jetzt hingehen mochte, dass Schicksal schien etwas Grosses mit ihnen im Sinn zu haben.

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