Soya



Die Geschichte einer Pfeilspitze im Schatten


Soyas Kindheit


Meine Mutter hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sie ein weiteres Kind bekommen würde. Den Erzählungen meiner Geschwister nach, war es ein sehr stürmischer Tag an dem ich auf die Welt kam. Angeblich der schlimmste Sturm seit Jahren. Passend dazu habe ich die dunklen Züge meines Grossvaters geerbt.

Gesprochen hat niemand in der Familie über die dunkle Blutlinie Mütterlicherseits. Man sah es auch kaum jemanden an in unserer Familie. Aber ja, ich muss es gestehen, ich bin inzwischen sehr Dankbar um die Herkunft meines Grossvaters. Als einzige in der Familie habe ich seine Augen geerbt. Die Dunkelheit stört mich nicht, eher die Sonne behindert meine Sicht. Als jüngstes von dreizehn Kindern wurde ich nicht, wie es meist mit den Jüngsten der Fall ist, verwöhnt. Die einzige sehr spezielle Aufmerksamkeit die ich bekam war von meiner Mutter, die mich lehrte Zwergisch zu sprechen. Bei den ersten Beiden Kindern, Bandol und Gorbaldil, hatte sie die Zeit auch noch etwas. Danach konnte sie keinem von ihren Kindern das Zwergisch noch mitgeben.

Othis musste oft auf dem Zimmer bleiben, er war, seit dem ich mich erinnern kann, ein Chaot und Streiche Spieler. Heute denke ich er hat einfach Aufmerksamkeit gesucht. Mein Vater war ein eher strenger Mann. Er war selbst Grenzer gewesen, musste aber schon im ersten halben Jahr nach dem er den Status erhalten habe, aussteigen. Er war bei einem Scharmützel schwer verletzt worden. Meine Mutter hat ihn damals gepflegt und sie haben sich verliebt und geheiratet. Schnell war mein Vater dann auch Oberhaupt auf dem Hof der Familie Kriegerhof, auch wenn er nicht der Älteste war.
Nun ja, ich war oft eher froh darum dass man mich nicht sonderlich beachtete. Ich konnte relativ frei in den Wald in der Nähe gehen. Schon mit 7 Jahren gab es da kein Baum mehr den ich nicht kannte. Manchmal beobachtete ich einfach Tiere oder andere Wesen und der Bogen wurde zu meiner Waffe. Eigentlich aus einem dummen Grund, aber heute bin ich froh. An einem Abend beim Abendessen erzählte mir meine Mutter das Pensaetha Pfeilspitze bedeutet. Ich wollte meinen Namen Ehre machen und ab da war mir klar, dass der Bogen meine Waffe sein würde. Ich bin inzwischen auch ganz passabel darin zu schiessen, auch wenn ich dies noch perfektionieren muss.

Soya nannte mich mein Vater seit dem ich 8 Jahre alt bin. Ich habe ihn damals wieder einmal erschreckt, er hatte mich in seinem Büro nicht bemerkt, er war in eine Schreibarbeit vertieft gewesen. Als ich ihn ansprach, zuckte er so zusammen, dass er das Tintenfässchen umstiess. Er fand damals das er mich eigentlich besser Soya nennen sollte, ich sei wie ein verdammter Schatten, den man kaum Wahrnimmt aber ab dem man sich in einer Dunklen Gasse erschrecken konnte!
Der Name ist einfacher zum Aussprechen als Pensaetha, daher hat er sich dann wohl auch bei allen anderen durchgesetzt.
Ich nenne mich selbst schon Soya.

Mit 10 rief mein Vater mich zu sich. Soya, meinte er, was willst du den in deinem Leben machen? Eine Lehre wie Othis der beim Tischler im Dorf begonnen hat? "Grenzerin will ich werden. Wie Bandol!" Mein Vater hat mich danach mit einem nachdenklichen Gesicht aus dem Raum geschickt. Zwei Tage später wollte er mich wieder sprechen. Er nahm mich fest in den Arm und sagte: "Soya ich werde dich nicht in die Ausbildung zur Grenzerin schicken, deine Talente sind nicht darauf ausgelegt!" Ich habe geweint. Drei Tage lang! Ich wollte auch Grenzerin sein! Sowie Bandol, Mirana es schon waren und wie es Lariat bald sein würde.
Danach ging mein Leben einfach weiter wie bis anhin, ich wusste, dass ich nun etwas suchen müsste was ich machen könnte. Ohne den Segen meines Vaters konnte ich kein Grenzer werden. Mein Vater meinte er würde mit mir eine kleine Reise machen, zu meinem 11 Geburtstag. Wir feierten normalerweise keine Geburtstage und daher war ich überrascht. Er schaute mich an, lächelte und sagte, ich habe etwas für dich gefunden Soya, einen Ort an dem es dir sehr gut gehen wird und du dich entfalten kannst!
Einen Tag nach meinem 11 Geburtstag stand ich also vor dem Tor zu einer gewaltigen Anlage in Thesir. Ich stand vor dem Hauptisitz von Schwert und Stab!
Mein Vater hatte einen Ort für mich gefunden, einen Ort an dem ich meine liebe zum freien Himmel, zum Bogen und mein Wissensdurst bezüglich der Natur ausleben konnte! Dafür werde ich meinem Vater immer dankbar sein! Schwert und Stab wurde zu meiner Heimat.


Ausbildung zur Späherin bei Schwert & Stab


Erstes Jahr


Das erste Jahr bei Schwert und Stab war hart! Ich glaube es gab keinen einzigen Tag an dem ich nicht einen Muskelkater oder sonstige Schmerzen hatte, aber es war eine grossartige Zeit!
Ich würde nichts daran ändern.

Am ersten Abend meiner Ankunft bei Schwert und Stab verkündete der Grossmeister Brenald Mc Quinn, die Beförderung von Lisa Alston zur Rekrutenmeisterin! Die Gildenwirkerin hatte ein Mondgesicht, eine breite Statur und man würde es kaum glauben, kurzes schwarzes Haar. Die Gildenwirkerinnen waren meist eher auf ihr Aussehen bedacht und sahen selten so aus als ob sie körperlich mit anpacken könnten. Lisa wirkte schon damals unglaublich ernst und sie wollte wohl beweisen, dass sie ihrer Rolle gewachsen war, den schon am nächsten Tag wurde das Training für uns Rekruten härter als in den Vorjahren unter Meister Aldorin, zumindest gemäss den Erzählungen der älteren Rekruten.
Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen, Lauftraining, den "Ausdauer ist wichtig", Schwimmen, Lauftraining, Waffentraining, Lauftraining und Abends Schule.

Wie gesagt, jeder meiner Knochen und Muskeln waren zu dieser Zeit andauernden schmerzen ausgesetzt. Lisa kannte kein Aufgeben und keine Gnade, sie trieb uns immer weiter. Drei Tage im Monat hatten wir frei. Das ist sehr wenig, aber sie meinte, wenn sie aus uns anständige Mitglieder machen solle, wäre das bei unserem offensichtlich unfähigen Haufen notwendig! Manchmal glaubte ich, dass das Einzige was Lisa glücklich mache wr andere Leiden zu sehen. Heute weiss ich es besser und schätze Lisa sehr. Ihr verdanke ich es, dass ich schon, abgesehen vom Gewicht, Ausdauer- und Geschwindigkeitsmässig mit einem Pony mithalten kann!

Beeindruckt war ich in meinem ersten Jahr vor allem von Nora Skeewes, die junge Frau, die auch zwei Jahre später erwartungsgemäss zur Stadtmeisterin wurde, hatte schon damals eine unglaublich liebenswerte Persönlichkeit. Während Lisa es bewusst vermied uns beim Namen zu nennen, da wir für sie nur ein hoffentlich formbarer Haufen waren, kannte Nora jeden! Schon in den ersten zwölf Tagen wusste sie mehr über mich als jeder andere bei Schwert und Stab. Bei den anderen Rekruten war es dasselbe. Sie interessiert sich für jedes Mitglied. Auch wenn sie manchmal echt nerven kann, die Frau kann reden wie ein Wasserfall!

Elfred, ein Halbling aus einem kleinen Dorf in Mirutan war mein erster Freund in diesem Jahr. Auch er war ein Rekrut und damals 13 Jahre alt. Er erinnerte mich stark an meinen Bruder Orthis, er konnte immer tolle Geschichten erzählen. Er war es auch der Ian immer Streiche spielte. Ian, heute der Kämmerer, war damals selbst noch Grün hinter den Ohren und er verarschte uns Rekruten des Öfteren.
Elfred blieb leider nicht bei Schwert und Stab und nach nur 70 Tagen brach er das Training ab. Ich habe keine Ahnung was aus ihm geworden ist. Aber noch heute erzähle ich manchmal alte Geschichten, die von ihm stammen.


Zweites Jahr


Das zweite Jahr war lehrreich, Karten und Spuren lesen gehören seit dem zu mir, wie die Fähigkeit zu gehen.
In dieser Zeit habe ich gelernt, was die drei Gebote von Schwert und Stab bedeuten und wie wichtig sie sind. Schwert und Stab wurde zu meiner zweiten Familie. Cade Tarras lehrte mich das Kartenspiel, mit Eveline Lathram übte ich das Zwergisch. Remi zeigte mir wie man eine Falle bauen kann. Ich lernte jedes Mitglied kennen und beim gemeinsamen Abendessen machte ich manchmal wirklich den Mund auf.
Das zweite Jahr brachte auch die ersten Ausflüge aus Thesir hinaus mitsich. Ich lernte das Land um die Seestadt kennen und vor allem die Wälder.
Es war kein spezielles Jahr und es war auch nichts besonderes, aber ich liebte es. Es war auch die Zeit in der meine Ausbildung eine klare Form annahm. Ab diesem Jahr war absehbar, dass ich eines Tages Zuträgerin sein würde!

Meine Karriere bei Schwert und Stab stand ab diesem Jahr definitiv für mich fest! Zuträgerin, Aufklärerin und dann Kundschafterin! Was danach kommen wird, weiss ich bis Heute nicht, immerhin habe ich den Status der Kundschafterin noch nicht erreicht :-)


Drittes Jahr


Das dritte Jahr war langweilig! Auch wenn ich mich zu dieser Zeit ein wenig mit Tova Padyn dem Quartiermeister anfreunden konnte. Der Mann weiss einfach immer über alles bescheid und er übergab mir auch meinen ersten Meisterbogen. Schwarz gefärbt und bis heute mein treuster Begleiter!
Auch schenkte mir Tova in diesem Jahr einen ganz speziellen Köcher. Auch wenn er unglaublich schlicht aussieht, hat er mehr Platz als ein normaler Köcher. Tova hatte damals grossen Kummer, seine Frau Aria hatte eine weitere Fehlgeburt. Tova wünschte sich Kinder, leider ist dieser Wunsch bis heute unerfüllt geblieben. Er erzählte mir damals viel von seinen beiden kleineren Brüdern. Er ist sehr stolz auf sie.
Im dritten Jahr bei Schwert und Stab kam auch Dayle Ainsley zusammen mit seinem Falken Asti nach Thesir. Er war schon 15 und beachtete mich gar nicht. Dummer Mensch dachte ich damals. Erst bei einem Training im Grenzwald wurde uns bewusst wie viel wir doch gemeinsam hatten. Er wurde zu meinem besten Freund und grössten Konkurrenten. Er ist das Jüngste von 9 Kindern und auch bei ihm hatte der Vater dafür gesorgt dass er jung bei Schwert und Stab anfangen konnte. Seine Fähigkeiten und meine Ergänzten sich draussen im Wald perfekt. Uns schnell vertrauten wir einander blind.


Viertes Jahr


Das vierte Jahr war unglaublich, meine Bogenkünste haben sich wirklich verbessert und ich durfte auf mehrere Reisen mit. Ansonsten war es einfach eine gemütliche und ruhige Zeit für mich.


Fünftes Jahr

Das fünfte Jahr war grossartig, ich habe mehr Zeit unter freien Himmel verbracht als jemals zuvor.
In diesem Jahr wurden ich und Dayle informiert, dass wir bald Zuträger werden würden. Damit war es nicht mehr Lisa die uns hauptsächlich ausbildete, sondern Dimas Faro. Wir bekamen unsere ersten kleineren Aufträge und ein intensives Überlebenstraining startete für uns. Ich denke Dayle und ich sind uns einig wenn wir sagen, dass die Zeit für uns einfach nur grossartig war. Andauernd im Wald oder auf Wiesen, nur unterwegs, manchmal alleine, manchmal zu Zweit und manchmal in Gruppen. Jedes Mal wenn wir zurück nach Thesir kamen hatten wir ein neues Tier gesehen, eine spezielle Planze entdeckt und rochen nach frischem Wald, auch wenn Collin meinte wir stinken und uns höfflich bat das Badehaus zu besuchen. Am Ende des Jahres wurden wir dann Beide offiziell zu Zuträgern.
Damit erhielten wir beide eine besondere Rüstung und neue Stiefel. Beides Geschenke von Schwert und Stab die uns schon des Öfteren nützlich waren.


Sechstes Jahr


Das sechste Jahr war das Jahr in dem ich meinen Todespfeil per Kurier erhielt
Als Zuträger tätigt man die ersten kleineren Aufträge für Schwert und Stab. Diese beeinhalten Sondierung von Umgebungen, Aufklärung von Reiserouten für Einsatzgruppen, Überbringen von Beweisen zum Abschluss eines Auftrags in der Wildnis, allgemeine Botengänge.
9 Tage nach meiner Beförderung kam ein Kurier und brachte mir eine schmale Kiste mit einem Brief.
"Unsere kleinste ist erwachsen geworden, die Kiste enthält ein Geschenk! Setze es nur im absoluten den Notfall ein! In liebe Bandol" Es war ein schwacher Todespfeil. Bis heute ist er in meinem Köcher und ich hoffe inständig, dass ich ihn nie benutzen werde!


Siebtes Jahr


Jetzt hat mein siebtes Jahr bei Schwert und Stab begonnen und ich stehe kurz vor der Beförderung zur Aufklärerin, das Spüre ich ganz deutlich…
Kategorien: MorgonothSpieler