Magierkram 2011-08 2014-07-27

Das Bernsteinteleskop zu finden schonte nicht nur den Geldbeutel der Gruppe sondern stellte auch eine logistische Herausforderung dar - immerhin stand das Gerät mitten in der Wüste und war doch etwas grösser, als die Replika in Athelia. Ein dutzend Mann wurde daher abberufen, das Teleskop unter Yaneas Leitung sorgfältig zu zerlegen, nach Silberstein zu schaffen und dort mit ihrer Hilfe wieder aufzubauen. Es war gewiss, dass dies einige Wochen in Anspruch nehmen würde und somit war unseren Helden erstmals seit langem eine kleine Ruhepause vergönnt.

Eine der noch offenen Angelegenheiten betraf die unterdessen fertiggestellte Bibliothek der Akademie, die nun gefüllt werden sollte. Kethol nutzte diese Gelegenheit, um nach Doria zu reisen und dort Sara wiederzusehen, die bisher eher stotternde Beziehung zu ihr zu vertiefen und mit ihr zusammen die letzten Formalitäten für die Bücherübernahme zu erledigen. Ein offizielles Gesuch an den König zeigte insofern Wirkung, dass eine ganze Wagenladung an Büchern aus Doria für den Transfer nach Silberstein freigegeben wurde - Abschriften der grossen Werke, die zu diesem Zweck im Keller der königlichen Bibliothek auf ihre Abholung warteten.

Währenddessen verbrachte Daliseya etwas Zeit mit dem Drachenmischling Ardil, der sie und ihren geliebten Pseudodrachen auf einen kleinen Ausflug begleiten durfte und dabei jede Menge Fragen über sich ergehen lassen musste. Als Leiterin der Akademie und Ansprechperson für taktische Belange, machte sie ihm klar, müsse sie sich von seinen Fähigkeiten und vor allem von seiner Vertrauenswürdigkeit überzeugen. Insbesondere interessierte sie sich aber auch für seine Drachenfähigkeiten und seine Einstellung zu den Arkanen Künsten.

Merin und Grimmnir nutzten derweilen ihre Zeit, um ihre jeweiligen Projekte voranzutreiben - die Ausbildung der Mönche und den Bau des Moradintempels. Als die beiden jedoch am Ende der Woche gemeinsam die Akademie verlassen wollten, um einige Läden aufzusuchen, trafen sie auf ein paar Stadtwachen, die einen Jungen genau zu ihnen führten. "Er heisst Tami und ist von zuhause weggelaufen, um die Akademie aufzusuchen - mehr konnte wir nicht aus ihm herausholen", waren die wesentlichen Worte, mit denen Lucius Auenfels, der neue Hauptmann der Stadtwache, sie instruierte. Die beiden versprachen, sich um den Jungen zu kümmern und mit Lucius bei Gelegenheit ein Bier zu heben, denn viel Zeit hatte er nicht - die Zweifelsenburg musste geräumt werden, da sie nicht länger auf serkonischem Boden stand. In der Tat hatte Yer offenbar einen weiteren Landstrich im Süden Sarkoniens erworben und Silberstein wurde damit zur Grenzstadt. Mit dieser beunruhigenden Nachricht im Hinterkopf begleiteten sie den jungen Tami in die Akademie und liessen ihn seine Geschichte erzählen.

Tami stammte aus einem grossen Dorf wenige Tagesreisen nordöstlich von Silberstein und der Grund für seine Flucht war ein Ritual, welches dort seit Jahren durchgeführt wurde. Ein Mal im Monat, jeweils bei Vollmond, übergab man ein zwölfjähriges Kind den "Schatten", wie sie sich selbst nannten, welches daraufhin ins Reich der Götter aufstieg und von dort aus für fliessendes Wasser, kräftigen Sonnenschein und üppige Ernte sorgte. Und obwohl dies eine grosse Ehre für die Betroffenen und ihre Familien darstellte und jeder im Dorf sich für die jeweiligen Kinder freute, so war es doch seine Schwester, die als nächstes an der Reihe war und sie wollte er nicht verlieren.

Merin und Grimmnir beschlossen also, sich der Sache anzunehmen. Sie begleiteten Tami nach Hallenstein und übergaben ihn dort seinen Eltern, wofür sie reichlich bedankt wurden. Auch ein Gespräch mit dem örtlichen Bürgermeister liess sich einrichten, so dass sie bald über die Lage informiert waren - und auch darüber, dass die Dorfbewohner insgesamt mit dem "Pakt" zufrieden waren. Da die Schatten aber ohnehin nur ein Mal im Monat auftauchten und keiner ihr Versteck kannte, beschlossen sie, zunächst einige Vorbereitungen für eine Aufnahmeprüfung zu tätigen. Womöglich liesse sich ja der eine oder andere Schüler finden, der lieber Kämpfer oder Magier statt Bauer werden mochte - so wie etwa der kleine Tami. Eben jener eilte noch am selben Tag zu ihnen und überbrachte beunruhigende Neuigkeiten: Seine Freunde hatten beobachtet, wie der letzte "Aufgestiegene", Tom, am Abend zuvor in Richtung Osten zu den Bergen geschafft worden war. Damit war endgültig klar, dass der ganzen Sache ein Schwindel zugrunde lag. Ausserdem waren die Jungs so schlau, eine Karte der einzigen Festung zu organisieren, die sich östlich des Dorfes befand und die vor einigen Jahren von den Dorfbewohnern errichtet worden war. Mit diesen neuen Informationen und einem Lageplan bewaffnet machten sich Merin und Grimmnir auf, der Sache ein Ende zu bereiten.

Am selben Tag erreichte ein Brief die Akademie. Merin hatte ihn geschrieben, um die Mitstreiter dort auf dem Laufenden zu halten. In seinem Eifer beschloss Ardil, den beiden zu Hilfe zu eilen und dabei auch noch Kethol mitzunehmen. Das Distanzproblem wurde kurzerhand mit dem Kreisteleporter überwunden und wie sich dann herausstellte, gab es unweit des Dorfes Hallenstein ebenfalls eine Plattform, zu der sie schliesslich reisten.

Mit vereinten Kräften machten sich die Vier dann auf um die Schatten zur Rede zu stellen. Das Gelände vor der Festung war mit einfachen Fallen gespickt, wohl um die Bauern fernzuhalten, doch davon liessen sie sich nur geringfügig beirren. Dank des Lageplans fanden sie selbst den versteckten Eingang ohne grössere Mühe. Das Gemäuer selbst bot dafür ein paar unschöne Überraschungen - einzelne Augäpfel und Gliedmassen räkelten sich in den Gängen und schufen durch ihre alleinige Anwesenheit eine zwar eklige, aber immerhin nicht sonderlich gefährliche Atmosphäre.

Im grossen Speisesaal kam es dann erstmals zum Kampf - einige der in Kapuzenroben gekleideten Schatten tauchten auf und wirkten Zauber, während Zombies und Skelette sich in Bewegung setzten. Merin reagierte sofort, sprang über den Balkon nach oben und bot ihnen ein letztes Mal an, sich zu ergeben, doch darauf gingen sie nicht ein. Was sich als grosser Fehler herausstellte, denn einer nach dem anderen wurde von Merins Fäusten, Kethols Pfeilen und Ardils Feuerodem dahingerafft, während Grimmnir sich mit Moradins Hilfe um die Untoten kümmerte. Der grösste Erfolg, den die Schatten verrichten konntem, war wohl Ardils Blindheit, dank der der einzige gefangene Schatten dann auch noch entkommen konnte.
Der grosse Showdown verlagerte sich schliesslich in das Herz des Gewölbes, die Opferkammer, in deren Zentrum ein grosse See aus Blut, Gedärmen, Augäpfeln und Gliedmassen lag und dessen Inhalt sich gerade zu einem grösseren Monster zusammenraffte. Sofort konzentrierte sich die Gruppe auf die vier Schatten, die das Ungetüm beschworen, und schaltete zwei von ihnen aus - so dass Moradins Macht die Beschwörung zum kläglichen Scheitern verurteilen konnte. Dummerweise schafften es die beiden übrigen Schatten, ganz im Sinne ihres Namens zu verschwinden, wenn auch im Falle des einen nur äusserst knapp und mit viel Glück.
Dennoch gab es keinen Grund zur Klage, denn nebst guten 30'000 Goldsesterzen fanden sie auch diverse alchemistische Zutaten und einen ganzen Haufen Schriftrollen, mit denen sich das Leben eines jeden Bauern ohne weiteres stark vereinfachen oder komplett vernichten liess. Das Leben als Schatten lohnte sich offensichtlich, auch es auch auf recht fragwürdigen Überzeugungen aufbaute.

Siegreich kehrte die Gruppe also zurück und klärte die Dorfbewohner darüber auf, wie es um den Pakt mit den Schatten in Wirklichkeit bestellt war und was mit ihren Kindern geschehen war. Anfangs wollte man ihnen zwar nicht glauben, aber mit etwas Überzeugungsarbeit klappte es dann doch und um den Worten Taten folgen zu lassen, überliessen sie Hallenstein ein Säckchen mit 1'000 Goldsesterzen, führten wie geplant die Aufnahmeprüfungen durch und verweilten dabei noch einige Tage in der werdenden Stadt, um allfällige Schatten in die Flucht zu schlagen - was sich jedoc nicht als notwendig erwies.

Und dann, wieder zurück in der Akademie, konnten die Helden sich endlich wieder zurücklehnen, ihren wohlverdienten Urlaub geniessen und sich in aller Ruhe um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Während in regelmässigen Abständen Bücherlieferungen eintrafen und die Bibliothek nach und nach befüllten, arbeiteten die Zwerge fleissig am zukünftigen Moradintempel und das Bernsteinteleskop setzte sich Stück für Stück in der Sternwarte zusammen. Nach all der Hektik blieb ausserdem genug Zeit, wieder einmal Bilanz zu ziehen und die Fortschritte der Akademie in Zahlen auszumachen. Über 200'000 Goldsesterzen konnte die Gruppe für sich verbuchen, doch es gab auch noch einige offene Punkte auf der Investitionsliste. So fehlten etwa eine Schmiede, die Brauerei und die Innenausstattung der baldigen Taverne im Untergeschoss. Zumindest bei der Schmiede liess sich die Gruppe nicht lumpen und bestellte gleich eine Deluxe-Ausgabe, die aus hochwertigem Material und mit grosser Sorgfalt speziell für die Akademie in Doria gefertigt wird - zu dementsprechenden Preisen. Nichtsdestotrotz blieb noch Geld für Brauerei und Taverne, die ebenfalls gleich in Auftrag gegeben wurden.

Als dann endlich die letzte Bücherlieferung zusammen mit Sara eintraf, entschloss sich Kethol, den nächsten Schritt in seinem Leben zu wagen und ein Haus zu erwerben. Mit Merins Unterstützung suchten sie die Stadtverwaltung auf und liessen sich mehrere Grundstücke zeigen, von dene zwei in die engere Auswahl kamen. Nach einer kurzen Besichtigung fiel die Entscheidung auf ein Vierzimmerhaus mit grosszügigem Garten, Pergola und einem kleinen See, nur wenige Gehminuten von der Akademie entfernt. Sara wa glücklich, Kethol war glücklich und Merin konnte einmal mehr seinen gekonnten Umgang mit der Bürokratie beweisen.

Schliesslich liess Yanea noch die Fertigstellung des Teleskops verkünden und erklärte auch gleich die technischen Grundlagen, auf denen eine Beobachtung von Veria Talis basierte - und natürlich, welche Punkte der Stadt sich damit überhaupt beobachten liessen. Aufgrund der physikalischen Gegebenheiten konnte das Gerät nämlich nur genau zwei Punkte fokussieren; die Talisburg und den Lufthafen. Weitere Zentren seien zwar möglich, erforderten aber eine kleinere Bernsteinlinse für die Feinjustierung. Immerhin bestätigten sich mit den ersten Beobachtungen des Lufthafens abere bereits die Gerüchte im "Knick", dass Yer viel Geld und Ressourcen in ein gewaltiges Luftschiff pumpte. Und auch Waffen, wie Don beiläufig berichtete...

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