Sturmsegler 2011-07

Kaum hatte sich der Pulverdampf gelegt, wurde auch schon eifrig Hand angelegt, um beide Schiffe schnellstmöglich wieder seetüchtig zu machen. Unglücklicherweise hatte der Feuerball des Astronomen einen hartnäckigen Mottbrand zur Folge gehabt, der schliesslich durch grosszügiges Herausbrechen der betroffenen Aufbauten erstickt werden konnte. Dieser Aktion fiel leider die Hälfte der Heckaufbauten zum Opfer, so dass die Kapitänskajüte nun einen sehr luftigen Zugang zum Hauptdeck besass und sich neben dem Eingang ein ansehnliches Loch in der Deckbeplankung auftat. Aiden Freewell hatte, bei der ihm aufgetragenen Aufgabe das Feuer zu löschen, wenig Feingefühl gezeigt, jedoch gab ihm das Ergebnis Recht - womöglich hätte ein weniger beherztes Vorgehen zu weiteren Mottbränden geführt.

Alsbald wurden die Schiffe miteinander vertäut und eine stabile Rampe gebaut, um die Ladung der Goldenes Kalb auf die Nibelfried zu schaffen. Es sollte sich bald herausstellen, dass ein Austausch der schweren Fässer bei der gerade vorherrschenden, etwas unruhigen See, viel Zeit verschlingen würde und immer die Gefahr bestand, dass dabei Ladung über Bord ging. Die Sturmsegler entschieden deshalb vorerst nur den wertvollen Pfeffer auf die Nibelfried zu schaffen und den Rest in einem sicheren Versteck zu entladen.

Während Aiden Frewell mit dem Verstauen der Ladung beschäftigt war, führten die Sturmsegler Gespräche mit der gefangenen Besatzung und boten ihnen an, auf der Nibelfried anzuheuern. Erfreulicherweise erklärte sich beinahe die Hälfte der Besatzung bereit unter ihnen zu dienen, da hatten sie wohl mächtig Eindruck gemacht! Desweiteren sprachen sie mit dem Kapitän, der klare Worte fand: Er sei ein pragmatischer Handelsmann und würde deshalb den Sturmseglern seine Ladung und jedes Mitglied der Besatzung überlassen, dass freiwillig zu ihnen wechseln wolle. Dafür erwarte er aber, dass er zusammen mit der restlichen Mannschaft, seinen Offizieren und der Goldenes Kalb freie Fahrt nach Karda erhalte. Er machte die Sturmsegler darauf aufmerksam, dass auch bei der jetzigen Verteilung immernoch sehr viele Matrosen seinem Kommando unterstünden. Bei einer allfälligen Meuterei würden beide Seiten viel verlieren, mehr als das Schiff wert wäre.

Was sollten die Sturmsegler also tun? Sie waren Piraten und es wurmte sie, dass sie das gekaperte Schiff wieder hergeben sollten. Sie verlangten Bedenkzeit und befragten in der Zwischenzeit Hauptmann Leon Harper, den Rubis gegen Abgabe seines Ehrenwortes, zur Aufgabe des Widerstandesgebracht hatte. Der Hauptmann pochte auf Rubis Versprechen, seine Männer und vorallem seinen Schützling Dardanos Thoth auszuliefern und ihnen kein Haar zu krümmen. Er unterbreitete Rubis ausserdem ein Angebot: Falls sie ein Beiboot der Goldenes Kalb erhielten, so würde er darauf verzichten, bereits in Silmic den Vorfall seinen Vorgesetzten zu melden und damit bis zu seiner Rückkehr nach Windheim warten. Rubis nahm diesen Vorschlag an und liess auch gleich die Offiziere der Goldenes Kalb an Bord des Beibootes bringen. Die Sturmsegler hatten nämlich entschieden, einfach die Offiziere so schnell es ging loszuwerden und einer eventuell anstehenden Meuterei so den Kopf abzuschlagen.

Nachdem das kleine Beiboot ausser Sicht war, wurden die Leinen losgemacht und beide Schiffe segelten, aufgrund der langsamen Goldenes Kalb nur mit halber Geschwindigkeit, in Richtung Windheim davon. Unterwegs wurde das Wetter immer schlechter und als sie eine kleine Sturmfront durchfahren hatten, wurde klar, dass die Goldenes Kalb in ihrem derzeitigen Zustand und mit einer unerfahrenen Besatzung an Bord die sich ankündigenden Stürme am Horizont vermutlich nicht überleben würde. Hektisch wurde gerechnet und diskutiert was man wohl tun sollte. Kurzzeitig wurde die Möglichkeit erörtert, bis Ios zu segeln und dort eine sichere Bucht zu suchen. Leider war diese Möglichkeit äusserst riskant, da sie der Sturm auch früher erreichen könnte und sie dann unmöglich durch allfällige Riffe udn Untiefen steuern könnten.

Schlussendlich brachte Aiden Frewell die rettende Idee: Die Nibelfried fuhr unter vollen Segeln nach Windheim und versuchte den Hafen vor dem Sturm zu erreichen. Währenddessen drehte die Goldenes Kalb nach Südwesten und suchte eine sichere Bucht an der unbewohnten Insel Karg. Pregilla und Gelir Mistiad übernahmen zusammen mit Aiden Frewell diese schwierige Aufgabe und umschiffte einige gefährliche Untiefen um schliesslich, nachdem sie doch einmal unsanft das Heck des Schiffes über ein Riff geschrammt hatten, in einer halbwegs geschützten Bucht auf Grund zu laufen. Da das Schiff in der Brandung schlingerte, liessen sie es bis auf Meeresniveau voll Wasser laufen und richteten sich unter Deck auf eine lange, nasse und kalte Wartezeit ein.

Währenddessen erreichte Milo und Rubis mit der Nibelfried ohne grössere Probleme Windheim und liessen sich im edleren Hafen nieder. Bei Bekanntgabe des Anliegerentgeldes von 100 Goldsesterzen pro Tag schluckten sie zwar leer, vorallem weil ihre Schiffskasse sowieso schon arg strapaziert war, verzogen aber keine Miene, schliesslich sollte hier jeder wissen, dass reiche Händler angekommen waren. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, machte sich Rubis zu einem Schneider auf, um sich endle Sachen zum Anziehen nach der neuesten Mode schneidern zu lassen. Auch dabei gingen etliche Goldsesterzen in die Hand des Schneiders über, aber das sollte sich ja alles im besseren Preis für den geladenen Pfeffer niederschlagen.

Wie lange würde die Mannschaft der Goldenes Kalb wohl noch auf ihre Freunde warten müssen? Würde Rubis als reicher Händler eine überzeugende Vorstellung abliefern oder war der ganze Aufwand für die Katz? Und würden Pregilla und Gelir Mistiad beim Landgang auf Karg mehr finden als Gras, Sand und schroffen Stein?

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